Initiative

Willy Brandt ©SEF
Willy Brandt

„Die Globalisierung von Gefahren und Herausforderungen – Krieg, Chaos, Selbstzerstörung – erfordert eine Art ‚Weltinnenpolitik', die über den Horizont von Kirchtürmen, aber auch nationale Grenzen weit hinausreicht."

„Entwicklung im weiteren Sinn ist ein anderes Wort für Frieden."

Willy Brandt, Gründungsvorsitzender der Stiftung Entwicklung und Frieden

Die Gründung der Stiftung Entwicklung und Frieden geht zurück auf eine Initiative von Willy Brandt. Wichtiger Anstoß war seine Arbeit als Vorsitzender der Nord-Süd-Kommission, deren Abschlussbericht „Das Überleben sichern – Gemeinsame Interessen der Industrie- und Entwicklungsländer“ 1980 die Vision für eine Partnerschaft zwischen Nord und Süd entwarf. Der Brandt-Report betonte gemeinsame Interessen aller Menschen und Nationen und plädierte für eine Neugestaltung der Nord-Süd-Beziehungen und eine Globalisierung der Politik. Seitdem ist die Notwendigkeit, die Eine Welt politisch zu gestalten, in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit gelangt.  1985 wurde Willy Brandt in New York für sein Engagement für die Dritte Welt ausgezeichnet. Bei der Preisverleihung erklärte er, dass nationale Versuche eines Krisenmanagements angesichts der globalen Dimension der Probleme nicht mehr ausreichten. Diese Preisverleihung war der Auslöser für seine Initiative zur Gründung der Stiftung Entwicklung und Frieden.

Gründung

Johannes Rau ©SEF
Johannes Rau

„Zwischen Entwicklung und Frieden gibt es unauflösbare Zusammenhänge. Sie wissenschaftlich zu ergründen, sie öffentlich darzustellen und sie in das Gespräch der Menschen einzubringen, ist der Sinn dieser Stiftung."

Johannes Rau 1986

Noch vor der Preisverleihung setzte sich Willy Brandt mit Johannes Rau, dem damaligen Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, in Verbindung und regte an, "Weitsicht mit Weltsicht" zu verbinden und aus dem ihm verliehenen Dritte Welt-Preis gemeinsam ein unabhängiges Forum aufzubauen. Dort sollten Ideen und Informationen über globale Zusammenhänge entwickelt und die Themenkreise Ost-West und Nord-Süd konstruktiv miteinander verbunden werden.

Johannes Rau griff die Anregung auf und sicherte die Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen. Am 10. September 1986 wurde die Stiftung Entwicklung und Frieden gegründet. Gründungsmitglieder waren Willy Brandt, Johannes Rau, Kurt H. Biedenkopf, Ralf Dahrendorf, Friedhelm Farthmann, Uwe Holtz, Klaus Dieter Leister, Dieter Senghaas und Carola Stern.

Willy Brandt wurde Vorsitzender des Vorstandes und blieb dies bis zu seinem Tod im Jahre 1992. Seine Stellvertreter waren Kurt H. Biedenkopf und Ralf Dahrendorf. Johannes Rau übernahm den Vorsitz des Kuratoriums. Der Friedensforscher Dieter Senghaas wurde Vorsitzender des Beirates.

Meilensteine

Kurt H. Biedenkopf, Willy Brandt, Johannes Rau zur Gründung der SEF im Jahr 1986 ©SEF
Brandt, Biedenkopf, Rau

Nach dem Ende des Kalten Krieges und der Ost-West-Konfrontation 1989/90 hofften viele Menschen darauf, dass eine friedlichere und gerechtere Welt nun erreichbar sei. Auch Willy Brandt sah eine historische Chance. Auf seine Initiative hin fand 1991 in Stockholm ein Treffen unter Leitung des schwedischen Ministerpräsidenten Ingvar Carlsson statt, beim dem ein Dokument mit dem Titel "Gemeinsame Verantwortung in den 90er Jahren: Die Stockholm-Initiative zu globaler Sicherheit und Weltordnung" (Reihe EINE Welt Nr. 5 der SEF) verabschiedet wurde. Ein Jahr später gewann Willy Brandt Ingvar Carlsson und Shridath Ramphal als Vorsitzende der Commission on Global Governance, die 1995 ihren Bericht "Our Global Neighbourhood" vorlegte. Seitdem ist Global Governance das Leitmotiv der Stiftung.

1991 trat das Land Berlin der Stiftung bei. Zum 1. Juli 1993 wurde der bisherige eingetragene Verein in eine rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts umgegründet. Als Stifter beteiligten sich neben Nordrhein-Westfalen die Länder Berlin, Brandenburg und Sachsen.

Ein herausragendes Ereignis für die Stiftung war 1999 die Wahl ihres Kuratoriumsvorsitzenden Johannes Rau zum Bundespräsidenten. Gerade durch sein Wirken gewann die SEF an Gestalt und Format. Denn Johannes Rau hat als Vorsitzender des Kuratoriums und des Vorstandes Aufbau und Ziele entscheidend mitgestaltet.

Nach rund 25 Jahren Stiftung Entwicklung und Frieden ist Brandts Vision einer Welt ohne Grenzen und Vorurteile, ohne Hunger und Angst vor Zerstörung aktueller denn je. Und so gilt noch immer, was der Gründungsvorstand 1986 als Zielsetzung der SEF umschrieb:

Uns eint die Vision einer Welt ohne Grenzen und Vorurteile, ohne Hunger und Angst vor Zerstörung. Wir sind uns bewusst, dass diese Vision weder heute noch morgen verwirklicht werden kann. Aber wir wollen uns dafür einsetzen, schrittweise jenem Ziel näher zu kommen. Die Zukunft der Menschheit hängt davon ab, ob wir uns als Weltbürger begreifen und in globaler Verantwortung handeln."

AKTUELLES

sef: insights 8|2018

Lokale Regierungen als Vertreter lokaler Gemeinschaften

INTERVIEW MIT ANÉL DU PLESSIS

In einem Interview mit der sef: anlässlich des International sef: Expert Workshop 2018 spricht Prof. Dr. Anél du Plessis über die sich verändernde Rolle lokaler Regierungen in der globalen Politikgestaltung. Wie sind Städte von völkerrechtlichen Vereinbarungen betroffen? Wie nehmen sie ihre Rolle als Vertreter der lokalen Gemeinschaften wahr? Und wie behindern nationale Verfassungen ihre Potenziale?  Lesen Sie das Interview als sef: insight.

:weitere Infos hier

sef: Bonn Symposium 2018

Lokale nachhaltige Entwicklung neu denken

ANKÜNDIGUNG

Die „Transformation unserer Welt“ hin zu einer nachhaltigen Entwicklung, zu der sich die UN-Mitgliedstaaten mit der Agenda 2030 verpflichtet haben, erfordert mehr als Einzelprojekte. Wie kann ein grundlegender gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Wandel angestoßen werden? Welchen Beitrag können Städte und Kommunen dazu leisten und wie können sie Einfluss auch auf die nationale und internationale Ebene nehmen? Zu diesen Fragen liefert das Bonn Symposium 2018 Impulse und Ideen.

:weitere Infos hier

Von der Agenda 2030 zum  Politikwandel

BERICHT ERSCHIENEN

Die Agenda 2030 steht für breitenwirksame Entwicklung und eine Transformation aller Gesellschaften hin zu einer nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsweise. Wie kann es den Bundesländern gelingen, für die Gesamtheit der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) ressortübergreifende Zielvorstellungen zu entwickeln? Bedarf es neuer Strukturen zu deren Umsetzung? Und wie können die Bürgerinnen und Bürger für das Thema und einen aktiven Beitrag gewonnen werden? Mit diesen Fragen befassten sich am 18./19. September 2018 in Wiesbaden Expertinnen und Experten aus acht Länderadministrationen sowie aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Lesen Sie hier die Ergebnisse.

:weitere Infos hier

Die globale Flüchtlingskrise:
Wie eine gerechte Antwort aussehen könnte

NEUE AUSGABE ERSCHIENEN

Mit dem Bestreben, Flüchtlinge von ihren Territorien fern zu halten, entziehen sich die westlichen Nationen ihrer historischen und politischen Verantwortung, so die Analyse des renommierten indischen Migrationsforschers B.S. Chimni in den GLOBALE TRENDS. ANALYSEN 03|2018. Chimni fordert deshalb eine gerechte Antwort der internationalen Gemeinschaft auf die globale Flüchtlingskrise. Diese könne nur in einer mehrdimensionalen Strategie bestehen, die im Dialog aller relevanten Akteure erarbeitet werden müsse.

:weitere Infos hier